Was das Blut für den Menschen,
ist das Wasser für die Erde.

© Hermann Lahm




Als ich das Mädchen aus dem Wasser zog, hatte sie die Augen geschlossen und schien ganz friedlich zu schlafen. Doch ich spürte wie sie starb, ganz blass war sie und ihre Lippen waren so blau wie der Ozean der uns umgab. Ich hielt sie in meinen Armen, schützte sie vor den Schreien der ertrinkenden Seemänner, bis ich ihre Seele davonfliegen sah. Einem Stern gleich schimmerte und funkelte sie, ehe sie im Licht der untergehenden Sonne verschwand.

Dieses Kind hat mich verändert, sie hat mein Herz berührt und meiner Stimme einen anderen Klang gegeben. Einen Klang der es mir unmöglich machte, weiterhin mit meinen Schwestern zu singen. Ich sprach mit niemandem über das Mädchen, aber ich begann unter den Ertrinkenden die zu suchen , die ein reines Herz hatten und rettete sie. Doch mein Handeln blieb nicht lange unentdeckt, mein Vater tobte vor Zorn, doch in dem traurigen Lächeln meiner Mutter sah ich das Verständnis, welches sie für mich hatte. Wir redeten drei lange Nächte miteinander, danach zog ich aus, fort von meiner Familie um Freiheit und Wissen zu finden. Heimlich stahl ich mich davon, denn ich wusste, das niemand sonst Verständnis für meinen Wissensdurst und mein Verlangen aufbringen würde.


We'll never know the worth of water till the well go dry.
Aus Irland

Diese Welt ist anders , laut und unnachgiebig und sie kostete mich meine Freiheit. Ich gab sie dem Ersten freiwillig, ich diente ihm und half dem Mann und seiner Frau viele Jahre. Immerhin hatten sie mir das Leben gerettet, ich wollte diesem hilfsbereiten, armen Ehepaar nichts schuldig bleiben. Doch in den Augen ihres Sohnes sah ich mit jedem Jahr das verstrich Wut , Zorn und Hass wachsen und ich verstand nicht warum. Die Zeit danach, nach dem Tod seiner Eltern, lehrte mich was das Wort Eifersucht bedeutet. Ich schlief als er mir die Ketten anlegte und mich an einen reichen Adligen verkaufte, der im eisigen Norden des Landes lebte. In den darauf folgenden Jahrzehnten vergaß ich fast den Geruch des Meeres, mir wollte das Herz brechen, doch m ein Herr versprach mir die Freiheit, ich weiß das er sie mir gegeben hätte, er war trotz allem ein guter Mensch. Gut genug als das andere in Eifersucht ihm gegenüber erkrankten, die Eifersucht der Anderen, sie hat ihn umgebracht bevor er mir die Ketten abnehmen konnte. Es sollte noch weitere drei Jahrzehnte dauern bis ich das Wort Freiheit wieder zu denken wagte und ein weiteres Jahrzehnt ehe das Meer mir mit dem Licht der Sterne die Freiheit wiedergab. Wieder hat mir jemand das Leben gerettet, doch dieses Mal bin ich frei, ich hätte davoneilen können, er hätte mir nur lächelnd nachgesehen. Aber ich habe mich entschieden zu bleiben.
Ich möchte keinem guten Menschen etwas schuldig bleiben.


Wasser bricht den stärksten Stein.
Unbekannt