Es ist Nacht, auch wenn man mancher Orts glauben moechte es sei Tag. Ich kann sie verstehen, die Menschen, die diese Plaetze meiden.

Es ist nicht, dass nun das Leben an ihnen vorbei geht. Sie sehen es nur anders. Ich glaube fest daran, dass manche dieser Menschen

mehr sehen und hoeren als ihnen lieb ist. Dass ihnen deswegen irgendwann die Staedte zu laut werden. Sind sie doch, trotz Schmutz und

Gestank, laut schlagende Herzen in denen das Leben auf seine Weise pulsiert. Ich war lange der Meinung, dass dies nun auch alles ist.

Menschen, ihr Abfall und ihr Gestank, gefangen im Alltagstrott und ich mittendrin. Knapp zwei jahre ist es nun her, dass sich mein

Weltbild zu dem Heutigen geaendert hat. Siehst du sie? Die Riesen aus Metall, die,selbst in tiefster Nacht, erleuchtet in den Himmel ragen.

Grad so wie Wesen aus einer anderen Welt. Hier und da eines der zahlreichen Augen offen, um sich umzusehen und zu erkennen,

wie sich das Leben um sie herum veraendert. Manchmal macht es mich schaudern, was um mich herum passiert. Vorallem wenn ich dann

sehe,wie blind viele Menschen nebeneinander einhergehen und die, fuer mich so offensichtlichen, Gefahren und kleinen Wunder,so dicht

bei ihnen nicht sehen. Dabei vergesse ich oft nur zu gern,dass ich frueher, genauso blind gewesen bin wie alle anderen auch.




Hier haben wir sie, die Grossstadt, dieses riesige Herz. Ich stehe am Dachfirst und schliesse meine Augen. Lass mich doch traeumen, waehrend ich den Wind spuere, der an mir zerrt und mich jederzeit in die Tiefe reissen koennte. Wenn ich ehrlich bin, dann muss ich gestehen , dass ich nicht wirklich traeume. Ich denke nach, ueber die Unterschiede die ich mittlerweile sehe. Ueber die Welten, die sich hier vereinen. Wie lange werde ich mein Leben noch so leben koennen? Ich habe hier einen Beruf, eine sehr schoene Wohnung, aber ich stehe immer oefter hier. Immer oefter. Nur warum, dass weiss ich nur zum Teil zu ergruenden. Denn etwas passt nicht. Es existiert hier sovieles nebeneinander, seit Jahrhunderten. Die Menschen leben und sie haben sich angepasst, um zu ueberleben. Es hat so lange funktioniert, jetzt aber riecht die Luft nach Sturm.





Zwei Leben, eigentlich sind es zwei Leben die ich fuehre, einfach weil ich zu denen gehoere, die den Wandel sehen koennen. Jeder koennte es, denn es ist nichts besonderes. Aber die Wenigsten wollen es wirklich. Ich verstehe jetzt auch warum. Ich rieche den Sturm der aufzieht und es zieht mich fort aus der Stadt, ich weiss noch nicht wohin ich gehen muss. Aber ich weiss das ich gehen werde, einfach weil ich nicht wegsehen kann, es nicht ignorieren kann. Aber ich mag mein altes Leben auch nicht aufgeben, ich habe mir Urlaub genommen, um dem Drang nachgehen zu koennen. Wandern zu koennen. Vielleicht werde ich so herausfinden, was grade geschieht. Was selbst unseren Augen entgeht und nur auf einer versteckten Ebene zu spueren ist. Trotzdem moechte ich bleiben wer ich bin. So wie ich bin, mit allem was dazugehoert. Einfach: